Ehrenamtliche Bereitschaftsmitglieder des BRK Oberallgäu betreuen ukrainische Flüchtlinge in Rettenberg
35 Frauen und Kinder vorübergehend in der Turnhalle untergebracht
Am Mittwochabend (16.3.2022) traf ein Bus mit 35 ukrainischen Frauen und Kindern (sowie einer in einer Transportbox mitgebrachten Familienkatze) aus München kommend in der Oberallgäuer Gemeinde Rettenberg ein. Ehrenamtliche Einsatzkräfte der SEG Betreuung aus der Rotkreuzgemeinschaft „Bereitschaften“ des BRK Oberallgäu hatten hier im Auftrag des Landratsamts Oberallgäu eine Notunterkunft in der Turnhalle vorbereitet. Kreisbereitschaftsleiter Matthias Straub vom BRK Oberallgäu beschreibt die örtlichen Gegebenheiten und schildert das Prozedere, das die Ankommenden bis zu ihrer zügigen Weitervermittlung in andere Unterkünfte durchliefen.
Dem BRK als Betreiber der Notunterkunft oblag in enger Absprache mit dem Landratsamt die Planung der Einrichtung. Am vergangenen Freitag (11.03.2022) hatten zwölf Ehrenamtliche aus den BRK-Bereitschaften Immenstadt und Sonthofen gemeinsam mit Kollegen des THW die Ausstattung der Turnhalle, unter anderem mit Stockbetten für bis zu 80 Personen, vorgenommen. Die Fläche unterteilten sie in mehrere Kojen, um den Menschen etwas mehr Privatsphäre zu gewähren. Nach fast einer Woche des Wartens wurde die Notunterkunft erstmals in Anspruch genommen. Die Ankommenden wurden zunächst von Rettenbergs 1. Bürgermeister Nikolaus Weißinger sowie dem Kreisbereitschaftsleiter des BRK Oberallgäu, Matthias Straub, mit Hilfe einer Dolmetscherin mit herzlichen Willkommensworten begrüßt. Sie sicherten den erschöpften Frauen und Kindern humanitäre Hilfe und Unterstützung zu.
Suchdienst, Coronatest und Verpflegung
In drei vorgelagerten, beheizbaren Zelten, nahmen Rotkreuzler der BRK-Bereitschaften zuerst die Eingangsregistrierung der Hilfesuchenden mit den für das Landratsamt relevanten Daten sowie deren Erfassung auf so genannten Suchdienstkarten vor. Letztere sind bei einer eventuellen späteren Familienzusammenführung über den weltweiten Suchdienst von großem Nutzen. Darüber hinaus wurden Gesundheits-Screenings und Corona-Schnelltests durchgeführt. Drei Übersetzer sorgten für eine reibungslose Verständigung. Bei Betreten der Notunterkunft erhielten die Geflüchteten ein Starterkit mit Hygieneartikeln sowie Einwegbettdecken und konnten dann ihre jeweiligen Kojen beziehen. Die mitreisenden Kinder durften sich über Überraschungspäckchen mit Seifenblasen, Gummibärchen und kleinen Spielzeugen freuen, die die örtliche Grundschule bereitgestellt hatte. Das Abendbrot wurde, genau wie alle weiteren Mahlzeiten, von der Firma Menü Service Allgäu zubereitet und geliefert, die Essensausgabe übernahmen die Ehrenamtlichen BRK-Einsatzkräfte. Die (durchweg alkoholfreien) Getränke sponserten die ortsansässigen Brauereien. Nachdem alle gut versorgt waren, übernahmen zwei BRK-Mitglieder die Nachtwache. Sie fungierten gleichzeitig als Ansprechpartner für die Menschen.
Dankbarkeit für umsichtig gewählte Ausstattung
„Viele der Frauen waren sowohl von der freundlichen Aufnahme als auch von den räumlichen Gegebenheiten angenehm überrascht und sehr dankbar darüber“, freut sich Matthias Straub. „Besonders die Schaffung der Privatsphäre durch die Kojen wurde positiv aufgenommen. Zudem haben wir im Gebäude auf eine durchgehende mehrsprachige Beschilderung in ukrainischer, russischer, deutscher und englischer Sprache sowie mit Piktogrammen geachtet. Die Gemeinde hat eigens einen WLAN-Hotspot in der Halle eingerichtet - auch das wurde sehr dankbar aufgenommen. Schließlich ist allen der Kontakt zu Angehörigen und Freunden in der Heimat extrem wichtig.“
Weitervermittlung läuft auf Hochtouren
„Es ist vorgesehen, dass sich die Geflüchteten sich jeweils nur kurze Zeit, vielleicht einen bis zwei Tage in der Rettenberger Notunterkunft aufhalten müssen“, so Matthias Straub weiter. „Sie sollen schnellstmöglich in andere Unterkünfte oder private Wohnungen weitervermittelt werden. Die Abfrage der Verfügbarkeit der vielen angebotenen Folgeunterkünfte erfolgte darum direkt nach ihrer Ankunft über andere Stellen. Sobald eine solche gefunden wurde, brachten wir die Familien zum Landratsamt, wo sie ihre behördliche Registrierung und das Startgeld erhielten und fuhren sie teilweise auch mit unseren Mannschaftstransportwagen zu ihrer neuen Bleibe.“
Die Notunterkunft in Rettenberg bleibe bis auf Weiteres bestehen, so Straub. „Sobald erneut Geflüchtete hierherkommen, wird sie umgehend reaktiviert. Wir stehen rund um die Uhr zur Verfügung und tun unser Bestes, damit die Menschen nach ihren schlimmen Erlebnissen wieder ein
Fotos: BRK Oberallgäu/ Matthias Straub
Bildunterschrift: Die BRK-Bereitschaften betreiben die Notunterkunft selbstständig. Am Begrüßungstag waren jeweils rund 20 Helfer:innen aus der SEG Betreuung und der SEG Information und Kommunikation in zwei Schichten im Einsatz. Auch Landrätin Indra Baier-Müller und Regierungsdirektor Ralph Eichbauer vom Landratsamt Oberallgäu kamen im Lauf des Tages nach Rettenberg, um sich persönlich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen.